Die konventionelle Landwirtschaft produziert Eier unter kläglichen Bedingungen für die Tiere. Die Hühner von Thorsten Pott dagegen leben in einem Luxushotel: reichlich Platz im Stall, Puderbad, Wintergarten, Grünflächen mit Bäumen und Büschen, alles inklusive.
Für Bio-Eier sind vier Quadratmeter Grünauslauf je Legehenne vorgeschrieben. Thorsten Pott gibt ihnen acht. Auf dem 12 Hektar großer Hof in Leopoldshöhe leben drei Herden. Die meiste Fläche nutzt der Agrarbetriebswirt für den Anbau des Hühnerfutters.
3500 Quadratmeter davon sind für 560 Legehennen. „Wenn ich hier noch mehr Hühner in den Ställen halten würde, wären die mir zu aggressiv. So machen sie im Schnitt zwar mehr Arbeit, doch sie sollen und anständiges und glückliches Leben haben. Dann macht mir meine Arbeit richtig Spaß“, sagt der 33-Jährige. Seine Hennen legen jeden Tag etwa 450 Eier. Seine Herden hat Thorsten Pott in drei Altersgruppen unterteilt: die jungen, mittleren und alten Hennen, die bis zu zwei Jahre alt werden.
80 Prozent Legeleistung erreicht Thorsten Pott durch gentechnikfreies Biofutter und ein entspanntes Leben für die Tiere: „Hühner lieben es, wenn sie sich unter Büschen und Bäumen vor Greifvögeln verstecken können.“ Viele Biobetriebe hätten nur offene Flächen mit wenig natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten.
Bei Thorsten Pott leben zudem in jeder Herde drei Hähne. Streiten sich zwei Hennen, gehen sie dazwischen. Greift ein Habicht an, stellen sie sich dem Vogel und verjagen ihn. „Das beruhigt die Hennen“, sagt Thorsten Pott.
Den Hof hat er von seinem Vater Friedrich Pott geerbt. Das Haupthaus wurde 1878 aus Kalkbruchstein erbaut. Der hintere Teil kam 1909 hinzu. Unter dem Dach aus wesergeflößtem Fichtenholz leben drei Generationen: Thorsten Pott und seine Ehefrau Susanne, Großvater Friedrich Pott und sein halbes Jahr alter Enkel Anton.
1988 begann Friedrich Pott mit biologischer Landwirtschaft. Seit 2010 richtet sich Thorsten Pott nach den Vorgaben von Bioland. „Wir können so arbeiten, weil wir die meisten Eier direkt vermarkten“, sagt der 33-Jährige. Viele Kunden kommen aus Oldentrup und Bielefeld, um außer Eiern auch frisches Bio-Gemüse mitzunehmen. In der Region beliefert er einen Biobäcker und drei Biomärkte. Dazu gehört der Biomarkt Bad Salzuflen.
Derzeit plant Thorsten Pott einen Hofladen, den er neben seinen Hühnerställen eröffnen möchte. Außerdem will sich der Familienvater in Zukunft auf die Mast von Enten und Gänsen spezialisieren. Die Legehennen einer speziellen Kreuzung aus Bressehuhn und New Hampshire leben bereits auf dem Hof. Die 160 Masthähnchen dieser Rasse fühlen sich auf dem Hof genauso wohl wie die Legehennen.
Hähne haben in der konventionellen Landwirtschaft schlechte Chancen. Die Produzenten betrachten männliche Küken als überflüssiges Anhängsel. Sie legen keine Eier und geben zu wenig Fleisch. Deswegen werfen die Hersteller sie nach dem Schlüpfen in einen Schredder, oft lebendig. Thorsten Pott hingegen bezahlt für jede frisch geschlüpfte Legehenne einen Kükengroschen. Dank dieses Beitrags leben die männlichen Küken weiter und werden groß gezogen.